Montag, 19. August 2024 –  Bleik, Campingplatz

Der Montag begann, wie der Sonntag endete, mit Regen. Ich gebe zu, es kam schon eine gewisse Frust auf. Irgendwie schienen wir den Regen gepachtet zu haben. Wir versuchten dennoch das Beste aus der Situation zu machen. Der Wind sah das anders, er zerlegte unser Busvorzelt in seine Einzelteile und spätestens da lagen die Nerven blank. Ich wollte nicht mehr nur auf schönes Wetter warten. Nach einer „Krisensitzung“ entschieden wir uns schweren Herzens die Walbeobachtung abzusagen und am Dienstag die Reise in den Norden auf die Insel Senja und dann weiter Richtung unserem eigentlichen Ziel Nordkap fortzusetzen. An Radfahren war sowieso nicht zu denken. Wir machten alles wetterfest und bereiteten den Bus für die Abfahrt vor. Am Nachmittag kam dann doch eine Regenpause, die wir für einen Spaziergang in den Ort und an den Strand nutzten.

Übernachtung: Midnattsol Camping Bleik, Fiskeværsveien 1, 8481 Bleik (385 Kronen)

Dienstag, 20. August 2024 –  Auf zur Insel Senja

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Andenes. Nach einem Großeinkauf warteten wir auf die Fähre nach Gryllefjord auf die Insel Senja, wo wir uns den Vorhersagen nach doch besseren Wetterbedingungen erwarteten. Die Überfahrt war richtig kalt und windig. Wir hatten zum ersten Mal die Winterjacken ausgepackt. Während der Fahrt hofften wir an Deck vielleicht eine Walflosse zu sehen, leider sahen wir außer Wasser und Wellen sonst nichts. Nach der Ankunft auf der Insel Senja fuhren wir die Straße 86 im Norden Richtung Botnhamn, immer dem Radweg 1 entlang. Die Insel gefiel uns gleich von Anfang an. In verschiedenen Foren ist von Norwegen Reisenden zu lesen, dass sie Senja den Lofoten vorziehen. Einerseits wegen der schöneren Landschaft und andererseits, weil Senja nicht so überlaufen ist. Den Eindruck hatten wir auch. Also mir gefiel Senja definitiv besser. Vielleicht auch wegen der Route durch die Berge mit wunderschönen Bergseen, Natur pur und vielen Wasserfällen. Aber man ist auch gleich wieder am Meer. Nach einer weiteren Fährfahrt, Nummer 11 jetzt insgesamt, fanden wir ca. 30 Kilometer vor Tromsö einen sehr romantischen Übernachtungsplatz zwischen den Bäumen und mit Meerblick natürlich. Abends suchten wir uns online noch eine Unterkunft für Mittwoch auf Donnerstag in Tromsö, weil wir diese Stadt unbedingt sehen wollten und uns dort einen Tag „Auszeit“ gönnen möchten. Schließlich wurden wir auch fündig, ein Appartement mit Blick auf die Stadt für gerade mal umgerechnet 90 Euro. Wir waren schon sehr gespannt, was uns am Mittwoch erwarten würde.

Übernachtung: Auf einem Parkplatz mit Meerblick, 33 Kilometer vor Tromsö (Insel Senja)

Mittwoch, 21. August 2024 –  Tromsø

Nach einem grandiosen Frühstück mit Avokado Brot und Spiegelei startete ich eine kurze Radetappe nach Tromsö mit Ziel unserer heutigen Unterkunft. Es ging durch eine reizvolle Landschaft mit maximal zwei Meter hohen Bäumchen, die nordwärts immer weniger wurden. Dafür jede Menge Sträucher, Flechten und Pilzen. Und es wäre nicht „normal“ gewesen, wenn nach einigen Kilometer nicht auch der Regen gekommen wäre. Was jeder Reisende ans Nordkap neben der Kugel dort sehen möchte, sind Elche und Rentiere. Elche hatten wir schon und heute war dann auch ein Rentier ganz gemütlich auf der Straße unterwegs. Es ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen, wechselte dann mal von der Straße auf den Radweg und dann doch hinter die Böschung. Und was ich auch mal erzählen möchte, die Autofahrer in Norwegen sind richtig entspannt. Kein Hupen, kein Drängeln, die Ruhe selbst könnte man meinen. Wenn sie dich nicht mit Abstand und sicher überholen können, fahren die ganz ruhig hinter dir her. Und gefühlt jedes zweite Auto ist schon mit Elektroantrieb. Was für uns Ösis gewöhnungsbedürftig ist ist die Geschwindigkeit. Großteils zwischen 60 und 80 km/h auf Landstraßen bzw. Landwegen, teilweise haben die Wege das Wort Straße nicht verdient. Und Tunnels sind auch anders, einfach mal durch den Berg geschlagen, schlecht beleuchtet und oft sehr eng. Die letzten gut zweitausend Kilometer haben wir aber bis auf ein ausgebranntes Fahrzeug keinen Unfall, auch nur ein Polizeiauto gesehen. Ja, es läuft hier etwas anders als bei uns im „Süden“.

In Tromsö im Appartement angekommen räumten wir zuerst den Bus aus. Das Wetter hatte sich gebessert und nach einer Runde durch alle Räume fuhren wir mit dem Bus (Linie 20) in die Stadt. Wir hatten heute beide Lust auf Pizza, so suchten wir ein Lokal auf und zwei Pizzas wurden mit Genuß und Blick auf den Hafen genossen. Anschließend machten wir eine Runde durch die Stadt. Es wurde mit 19 Grad dann sogar richtig warm.  Die meisten in der Stadt liefen mit kurzen Hosen und T-Shirt herum, wir mit Jeans und Jacke! Am späteren Nachmittag ging es mit dem Bus zurück ins Apartment. Einen kurzen Zwischenhalt machten wir noch bei der Eismeerkathedrale, die zwar leider schon zu hatte, aber als Bauwerk wirklich schön anzusehen ist. Morgen geht es dann Richtung Alta. Insgesamt sind es noch gut 540 Kilometer bis ans Nordkap! Ziel ist die Ankunft am Sonntag!

Tourdaten: 36 Kilometer, Bergauf 550 Meter, Bergab 530 Meter, Durchschnittsgeschwindigkeit 19,4 Km/h.

Übernachtung: Polar Arctic View Apartement, 9024 Tromsö (1053 Kronen, ca. 90 Euro)

Donnerstag, 22. August 2024 –  Richtung Alta

Was war das für ein herrlicher Tag! Die Sonne schien und natürlich habe ich gleich meinen Drahtesel für die nächste Tour fertig gemacht. Temperaturmäßig war es aber kalt, es hatte die ganze Nacht geregnet. Geschlafen haben wir beide wie Steine, wahrscheinlich weil der Wechsel vom harten Brett im Bus zur superweichen Matratze uns einfach gutgetan hatte. Die Tour ging los mit einem Fotostop bei der Eismeerkathedrale (lag am Weg) und dem Fjord entlang der Straße E8 mit Blick auf Tromsö Richtung erstem Zwischenziel der Fähre nach Breidvik auf Straße 91. Mit der ersten Fähre heute ging es in das gut 25 Minuten entfernte Svensby. Von dort mit dem Radl weiter zum gut einer Stunde Fahrzeit entfernte Lyngseidet, dem heutigen Radetappenziel. Mit der Fähre weiter nach Olderdalen direkt zur Straße E6, die von da aus direkt Richtung Nordkap führte. Da suchten wir uns dann noch einen Platz zum Übernachten, den wir in einem Naturschutzgebiet, ca. eine Autostunde entfernt, auch fanden.

Tourdaten: 78 Kilometer, Bergauf 750 Meter, Bergab 770 Meter, Durchschnittsgeschwindigkeit 17,8 Km/h.

Übernachtung: In einem Naturschutzgebiet bei Storslett, ganz ruhig, ohne Nachbarn diesmal.

Freitag, 23. August 2024 –  Ziel Nordkap

Nach einer sehr ruhigen Nacht ging es weiter der Straße E6 entlang Richtung Alta. Das Wetter war zwar schön aber voll windig. Da wir uns aber Zeit ließen, immerhin hatten wir laut Wetterbericht das Nordkap erst mit Montag oder Dienstag anvisiert, planten wir eine Übernachtung in Alta ein. Direkt entlang der E6 lag auch die Nordlichterkathedrale, die wir aber nur von außen besichtigten. Irgendwie hatten wir eine dicke Wolke hinter uns hergezogen, diese verfolgte uns fast den ganzen Tag. Nach dem Mittagessen in Alta mit Pizza fuhren wir doch weiter Richtung Nordkap, Ziel neu war Skarsvog, ca. 16 Kilometer entfernt vom Nordkap. Unterwegs trafen wir einen Tiroler mit Bus und riesigem Anhänger. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte uns, er kommt gerade vom Nordkap und da ist es heute wunderschön. Entgegen dem Wetterbericht von gestern sollte es am Montag und Dienstag jetzt doch regnen und kalt werden. So entschlossen wir uns dann doch gleich noch heute direkt ans Nordkap zu fahren. Eigentlich sollte es ja mit dem Rad passieren, aber ehrlich Leute, die E6 ist alles andere als ein Radweg. Und nach den vielen Regentagen wollten wir zumindest unser Endziel bei Sonne erleben. Ach ja, noch zum Tiroler uns seinem riesigen Anhänger. Er wartet auf eine Gruppe Japaner auf ihren Motorrädern, er organisiert hier Motorradtouren für Touristen und die kamen vom Nordkap zurück und er lud die dann da auf. Obwohl es eigentlich ans Nordkap nur eine Straße gibt, gaben wir das Ziel ins Navi ein, Ankunftszeit sollte gegen 18.30 Uhr sein, und los ging die Reise, knapp 200 Kilometer lagen noch vor uns.

Die Straße wurde dann teilweise wirklich gut und auch breit, aber es waren auch einige Tunneln dabei. Einen drei Kilometer langen Tunnel mit dem Rad zu durchfahren ist nicht so lustig, hab das bei einigen anderen Touren selber erlebt, das ist richtig laut und vor allem kalt. Daher war der Plan auch gleich mit dem Bus die letzten Kilometer zu fahren. Es war eine wunderschöne Reise ans Kap, die Landschaft war einfach herrlich. Daher folgt mir bitte zum nächsten Beitrag. Dieser wird nur dem Nordkap gewidmet.